Skywalk Spice 2

Spice up your flight!

Er trägt sich mit Abstand am leichtesten. Und wenn SKYWALK einen neuen Schirm auf den Markt bringt, kann davon ausgegangen werden, dass er leistungsmässig zur Klassenelite gehört. Wir wollten es genau wissen.

2016 überraschte Skywalk mit einer Leichtversion ihrer C-Serie (Cayenne) und präsentierte mit dem SPICE einen Flügel, der bald in aller Munde war. Sehr leicht gebaut und leistungsstark und mit einem präzisen, feinen Steuerverhalten fand er viele Liebhaber. Nicht einfach also, für einen solchen Coup einen Nachfolger zu kreieren.

Auf dem Papier

Der SPICE 2 präsentiert sich auf dem Papier denn auch nicht sehr verschieden von seinem Vorgänger: Zellenanzahl (70) und eine für die C-Klasse stolze Streckung (6.43) sind nahezu gleichgeblieben. Auch die für diese Klasse eher untypische Verwendung von voll ummantelten Stammleinen wurde beibehalten. Die Traggurte, die in einer normalen und einer leichten Version zur Auswahl steht, wurde auf je eine A-, B-, und C-Ebene vereinfacht. Markant ist der Gewichtsunterschied: in der Grösse S (90-105 kg) wiegt der SPICE 2 gerade noch 3.6 kg. Das ist ein halbes Kilo leichter denn der Vorgänger und beinah zwei Kilo leichter denn der schwere Bruder CAYENNE 6 und in dieser Klasse wohl ununterboten. Da bewegt man sich gewichts- und volumenmässig auf Xalps-Niveau und ambitionierte Hike&Flyer und Biwak-Abenteurer sollten ihre Fühler ausstrecken.
Wir von paraworld.ch haben den SPICE 2 in unterschiedlichen Grössen und Verhältnissen geflogen: Der versierte Streckenpilot Remo Gisi vom XC-Team die Grösse M mit 112 kg Abfluggewicht und Kurzstrecken-Ass Manuel Speck die Grösse S mit 101 kg. Es ist klar, Testflüge sind subjektive Erlebnisse und die daraus gewonnenen Erkenntnisse und Schlüsse lassen viel Raum für Leistungs- und Verhaltensinterpretationen offen. Gleichwohl lassen sich Charakteristika ausmachen, die von einer geeichten inneren Norm oder einem erwarteten Reaktionsverhalten abweichen. Remo und Manuel sind denn auch unabhängig voneinander zu einer sehr ähnlichen Beschreibung gelangt und sich in Sachen SPICE 2 einig.

Start

Der Spice zeigt ein "normales" Startverhalten ohne Tendenz zum Überschiessen. Sein geringes Gewicht bringt sich dabei nicht auffallend positiv zur Geltung. Aufgrund seiner Streckung nicht weiter überraschend, füllen sich die Ohren mit etwas Verzögerung.

In der Luft

Es fliegt sich gut unter dem SPICE 2. Ein leises Schwirrgeräusch, wie es auch dem Vorgänger eigen war, begleitet den Flug. Das ist aber keineswegs störend, im Gegenteil, viel eher vermittelt es den Eindruck, mit hoher Geschwindigkeit dahinzugleiten. Nach kurzem Vorlauf reagieren die Bremsen sehr direkt und präzise. Das fliegt sich geschmeidig und macht Spass, vor allem bei hoher Beladung.
In unruhiger Luft ist der Schirm lebendig, will heissen, man muss ihn mit einem aktiven, antizipierenden Flugstil an die Leine nehmen. Der Beinbeschleuniger ist eher auf der strengen Seite, jedoch effizient und der Geschwindigkeitsbereich und -unterschied markant. Die gefühlte Gleitleistung ist besser als beim Vorgänger und dürfte im Bereich der Spitze der C-Klasse liegen, ähnlich einem Alpina 4. Die Steuerung über die hinteren Traggurten erfolgt direkt über den Griff an der C-Ebene und der Zug wird auf die B-Ebene übertragen, so dass keine zu ungleiche Deformation der Kalotte entsteht. Das ist ein bewährtes System, das nach unserem Dafürhalten beim SPICE 2 nicht vollends ausgereift ist. Es bedarf einiges an Zug (Kraft) um den Schirm über die hinteren Traggurten zu steuern, was vorallem auf längeren Flügen ermüdend sein kann. Durch den vergleichsweise hohen Kraftaufwand wird das Feingefühl für die Kalottenreaktion in Mitleidenschaft gezogen und es ist nicht einfach, Störungen im Voraus zu bemerken und parieren. Dass das einem nicht daran hindern soll, mit dem SPICE 2 Strecken zu fliegen, zeigt uns Remo mit einem 150km-"Testflug" im Jura.

In der Thermik

Hier kommt eine überaus positive Eigenschaft des SPICE 2 zu tragen: er lässt sich sehr flach drehen und steigt daher in schwacher Thermik sehr effizient. In starker Thermik neigt er vergleichsweise schnell zu Querlage und es braucht wohl einige Flüge Angewöhnung, um die Steigqualitäten des SPICE 2 auch in solchen Verhältnissen voll auszuschöpfen. Wie für Schirme aus dem Hause SKYWALK typisch, so beisst (nickt) auch der SPICE 2 deutlich in die Thermik rein. Das gefiel uns gut.

Störungen

Ein sehr positiver Aspekt ist das Verhalten des SPICE 2 auf Störungen. Hierbei ist eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorgänger auffällig. Bei einseitigen Klappern dreht der Schirm kaum ab und es bleibt genug Zeit, um angemessen zu reagieren. Das ist ein deutliches Plus an passiver Sicherheit. Wie anzunehmen, sind die Reaktionen im beschleunigten Flug etwas flotter, jedoch im klassenüblichen und für fortgeschrittene Pilotinnen/Piloten überschaubaren Bereich.

Fazit

Pluspunkte:

+ Leistung

+ Störungsverhalten

+ Gewicht

Negativpunkte:

- C-Steuerung

- Zugänglichkeit

Der SPICE 2 ist pikant: ein leistungsstarker, gestreckter und in unseren Augen anspruchsvoller C-Schirm. Es bedarf wohl einiger Angewöhnungsflüge, ehe man sich mit seinem Charakter vertraut sieht und seine Würze vollends auskosten kann. Er ist für erfahrene Pilotinnen und Piloten, die Leistung und Agilität schätzen und im Zaum halten können. Dank seiner Leichtigkeit empfiehlt er sich für Hike&Flys und Biwakflüge. Was für Essen jeden Schärfegrads gilt, ist auch bei Schirmen nicht verkehrt: Probieren geht über Studieren. Paraworld.ch hat die Würze für Dich!