Frühlingsflüge – ganz schön kalt!

Kleidungstipps für den Saisonstart

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Chrigel Maurers Tipps für einen warmen Flug

www.chrigelmaurer.com

Ja, bezüglich Bekleidung bin ich mir auch nach 18 Jahren Flugerfahrung immer noch nicht einig. Es stellt sich ja am Vorabend die Frage, welche Temperaturen ich beim nächsten Flug auf welcher Höhe antreffen werde... Also gehört der Wetterbericht, oder am Flugtag dann das Emagram zu einem wichtigen Hilfsmittel und klar, Erfahrung hilft auch :-)

Da ich meist mit einem "Speedbag Gurtzeug" fliege, reichen Jeans aus um bis 0° C noch in der Komfortzone unterwegs zu sein. Oben jedoch kann es fast nicht zuviel sein, Termo-Unterwäsche von X-Bionic sorgen für wärme und einen möglichst guten Feutigkeitsaustausch. Darüber ein Flies (Pully oder Jacke) und eine dicke- oder zwei dünnere Daunenjacke. Darüber noch ein Speedarm, um nicht all zu viel Widerstand zu generieren. 

Nun das Wichtigste, die Handschuhe. Da sehe ich mich immer wieder konfrontiert mit dem „Wärme/Gefühl" Kompromiss! Wenn es mehr gespür braucht oder an Gewicht gespart werden muss, finde ich den Kristall ERGO Handschuh von Basisrausch sehr angebracht. Dieser ist nicht der wärmste, jedoch schwitze ich auch nicht und so bleibe ich immer trocken- was auch wärme bedeutet, und, das Tastgefühl für Geräte und Rettungsauslösung ist ideal! Wenn mal wirklich kalt ist, gibt es passend den Überzieher Onyx 4 Saison für drüber. Wenn das auch nicht reicht, können Elektrisch beheizbare Handschuhe ev. passen, da die Heizstärke beim aufdrehen erhöht und beim gleiten gesenkt werden kann, um eben nicht zu schwitzen.

Bei wirklich kalten Winterflügen bevorzuge ich jedoch immer noch meinen einfachen, eher dünnen Lederfaust Handschuh, in welchem ich ein Handwärmebeutel aus der Migros dazunehme und schön warm hab...

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So hält sich Ueli Neuenschwander warm

Für mich am wichtigsten ist, dass ich nicht schwitze, bzw. die Feuchtigkeit gut und schnell gegen aussen abtransportiert wird. Wenn ich am Start bereits feuchte Kleidung habe wird es später in der Höhe schnell unangenehm.

Ich kleide mich nach dem Zwiebelschalenprinzip und bevorzuge gerne natürliche Textilien auf der Haut. Gute Erfahrungen habe ich mit Merinowäsche von Icebreaker gemacht. Darüber kommt dann ein Midlayer und dann die dicke Daunenjacke. Wichtig ist auch die Winddichtigkeit, das erledigt meine Goretex Jacke. Wenn es nicht mehr ganz so kalt ist, tausche ich die unförmige Daunenjacke sehr gerne gegen eine leichtere Isothermjacke, da fühl ich mich beweglicher.

Gold wert ist meine Isothermhose von Haglöffs, so kann ich in Shorts zum Startplatz. Da zieh ich mich dann um und habe später warm, sie wiegt ca. 200 Gramm und ist immer dabei. Ein dünner Schal schützt den Hals und hält die kalte Luft weg vom Hals und Nacken.

Die grössten Probleme sind die Hände. Da habe ich noch keine immer befriedigende Lösung gefunden. Je wärmer die Handschuhe, desto unförmiger werden sie. Ich Fotografiere viel beim Fliegen und brauche Bewegungsfreiheit um die Kamera bedienen zu können. Bei den meisten Flügen habe ich zweilagige Handschuhe von Mammut an. Der Innenhandschuh aus Fleece wärmt, der Aussenhandschuh hält den Wind ab. Bei tiefsten Temperaturen, wärmen mich einfache Militärfäustlinge aus dem Zeughaus für 10 Franken. Diese sind aber so unförmig, dass man kaum noch gescheit die Bremsen greifen kann, Einstellungen an der Kamera sind nicht mehr möglich.

Am wichtigsten ist auch hier, dass das Kleidungsstück trocken bleibt. Wenn es am Startplatz warm ist, zieh ich nur die erste Lage an, die Überhandschuhe kommen erst später, wenn es während dem Flug kalt wird. 

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Philipp Steinger heizt ein

Nun sieht man sie wieder zahlreich am Schweizerhimmel. Die von Kälte gezeichneten armschwingenden Gleitsegelspringer, welche krampfhaft versuchen das warme Blut in die Peripherie der Unterarme zu pressen. Mich erinnert das Schwingen jeweils an ein drehendes Schaufelrad eines Raddampfers. In der Zeit von Gleitzahl optimierter Ausrüstung wie Schirme mit zwei Leinenebenen, Gurtzeugen mit Heckbürzel oder aerodynamischen Helmen frage ich mich, ob das Gleitzahlvernichtende „Armschwingen“ noch zeitgemäss ist. Mehr dazu später im Text. Erst einmal ein kleiner Rückblick

Als ich noch jung und knusprig war, hatte ich mal ein Schnitzmesser in meine linke Hand gebohrt. Das Resultat war eine Arterie weniger. Seither bin ich eine Mimose was meine Hände plus Kälte anbelangt. Ich habe früher alles ausprobiert um Herr der Lage zu werden. Vor über 10 Jahren kamen die ersten beheizbaren Handschuhe auf den Markt. Die damaligen NiMH Akkus hatten leider zu wenig Heizleistung und die Heizdauer war zum Langstreckenfliegen ungenügend. Zudem waren die Heizdrähte knickempfindlich und liessen so manchen Handschuh schnell bodigen. Später habe ich Wärmebeutel in Kombination mit Fausthandschuhen ausprobiert. Mit diesen hatte ich jeweils an den Finger genügend warm, jedoch fühlte sich der Daumen nach kurzer Flugzeit an wie ein tiefgefrorenes Fischstäbchen. Wer mit Fausthandschuhen fliegt muss sich im Klaren sein, dass man unter Umständen in einer schwierigen Situation aufgrund fehlender Feinmotorik nicht genügend schnell die Rettung ziehen kann. Zudem erschweren oder sogar verunmöglichen dicke Fausthandschuhe das rausschlüpfen aus dem Bremsgriff. Pressiert es, kann dies fatale Auswirkungen haben. Für mich sind Fausthandschuhe darum keine Option. Seit mehr als einem Jahr fliege ich mit beheizbaren Handschuhen von Snowlife. Snowlife ist eine Schweizer Firma mit Hauptsitz in Davos. Wer sich den teuren Spass leisten kann kommt in den Genuss von einigen genüsslichen Flugstunden mit warmen Händen. Anfang dieses Jahr habe meine Handschuhe mit einem zweiten Akkupack „aufgepimt“. Nun habe ich 9 Stunden warme Hände. 

Fingerhandschuhe bieten für mich im Vergleich zu Fausthandschuhen einige Vorteile: Ich kann den Notschirmgriff gut greifen, kann ein Sandwich auspacken und essen, ich kann mit einem Stift mein Handy bedienen und zu guter Letzt kann ich auch den Fotoapparat auslösen. Snowlife Heat GTX Glove 399 Sfr. Wer mit Wärmebeutel mit Aktivkohle in Kombination mit Handschuhen fliegt anbei noch ein paar Tipps: Wärmbeutel sind eine tolle Sache. Es gibt aber unterschiedliche Qualitäten. Die Wärmebeutel „Trevolution“ (Migros) werden im Vergleich zu den „Mycoals“ (Ochsner Sport)  nie so warm. Die Mycoals von Ochsner Sport sind mindestens doppelt so teuer werden aber deutlich wärmer. Wichtig: Um ein gutes Wärmeklima zu erreichen sollten die Wärmebeutel vor dem Flug mindestens 3-5 Minuten geschüttelt/geknetet werden. Die Beutel dann vor dem Flug in die Handschuhe stecken, sodass die Handschuhe bereits warm sind. Noch ein Tipp zum schützen des Gesichtes vor Kälte. Ich fliege in der kalten Jahreszeit seit einigen Jahren mit der Sturmhaube Power Stretch Face Mask von Millet, welche einerseits sehr warm ist und andererseits die Nase abdeckt. Dies ist sehr wichtig, da die Nase beim Fliegen sehr sonnenexponiert ist.

Fazit: Sollten sich die beheizbaren Handschuhe am Gleitschirmhimmel durchsetzen, dann werden die fliegenden Armschwingenden „Schaufelraddampfer“ schon bald der Vergangenheit angehören! Ich jedenfalls gebe die beheizbaren Handschuhe nicht mehr her. Ich nehme sogar den Ruf als „Susi“ in Kauf. PS: Ich bin weder von Ochsner Sport noch von Snowlife gesponsert! ;-)

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Marcel Schmid kennt keine Kälte

Ich bin zwar nicht sonderlich kälteempfindlich aber hasse es, während Streckenflügen kalt zu haben – das wirkt sich sonst auch schnell mal auf meine taktischen Entscheidungen aus. Deshalb hab ich lieber zu viel Kleidung an als zu wenig. Konkret trag ich bei Frühlingsflügen zusätzlich oft Skisocken (Achtung Schuhe nicht zu fest binden (Blutzirkulation nicht behindern), bei Starts im Schnee evtl. Gamaschen und Windhose. Den Temperaturen angepasst trag ich oben 1-2 Schichten Icebreaker Lang-/Kurzarmshirts und immer eine stark wärmespeichernde Jacke (z.b. mit Wolle oder Daunen) aktuell ist dies grad eine Ortovox und darüber eine gut anliegende und winddichte Softshell-Jacke. Dank dem neuen Helm mit Visier kann ich auf die Sturmkappe verzichten und hab nur noch einen Buff (Rohrkappe) als Sonnen- und Kälteschutz für Hals bis Nase an. 

Etwas vom Wichtigsten sind die Handschuhe. Auch hier setze ich auf das Mehrschichtensystem. Als Basis trag ich einen Kristall Ergo von Basisrausch und darüber je nach Temparaturen einen zweiten Fingerhandschuh von Mammut oder einen Fausthandschuh. Beim Fausthandschuh muss man sich bewusst sein, dass man beeinträchtigt ist, wenn man in die Leinen oder den Notschirmgriff greiffen muss. Kälteempfindliche Piloten setzen auf beheizbare Handschuhe oder kleben sich Wärmebeutel auf die Hände. Ich schwinge bei Talquerungen ab und zu die Arme um die Blutzirkulation zu unterstützen.

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Manuel Speck setzt auf Wolle

Im Frühjahr, wenn die Thermik sehr stark ist und ich wider Erwarten nicht absaufe, sind auch für mich Flüge jenseits der 5-Minutenmarke möglich. Für diesen Fall bin ich vorbereitet und warm verpackt. Ich setzt dabei auf alt Bewährtes und Bekanntes: Wolle. Als Kind musste ich unter dem Skianzug jeweils wollene Strumpfhosen tragen; das hat bei jedem Schwung gebissen und gekratzt und ist mit der Hauptgrund, warum aus mir nie ein Pirmin Zurbriggen wurde. Mein Trauma habe ich mittlerweile überwunden; das liegt vor allem daran, dass die Wollekleider längst nicht mehr Scheuerlappencharakter haben und sehr angenehm zu tragen sind. Ich trage jeweils ein Leibchen aus Merinowolle als unterste Schicht. Das wärmt, atmet und ist wasserabweissend; Feuchtigkeit wird daher vom Körper weg eine Schicht nach aussen verfrachtet, wo sie verdunsten kann. Zudem trage ich immer einen wollenen Nierengurt. Die Nieren haben keine, bzw. eine sehr schlechte Regenerationsfähigkeit, daher die Extrawurst die zudem den ganzen Bauch und Körper wärmt. 

Da ich meist mit Liegegurtzeug fliege, habe ich kaum mehr kalte Beine und Füsse. Im Winter hilft es jedoch enorm, ein Stück (ca. 5 x 10 cm) Schaffell in die Schuhspitze zu stecken (die Fellseite den Zehen zugewandt). Wie Philipp, bin ich aufgrund einer früheren Verletzung an den Händen sehr kälteempfindlich. Ausser im Hochsommer trage ich daher immer inwendig befellte Armeehandschuhe. Diese gibt es im Zeughaus zu kaufen, sie haben eine lange Krempe, welche über die Jacke gestülpt werden kann und lederne Handflächen. Wird es sehr kalt, trage ich zudem Pulswärmer, natürlich auch diese aus Wolle. Der Fellstück-Trick für die Zehen, funktioniert auch für die Hände; das Fell sollte dabei auf dem Hand- oder den Fingerrücken zu liegen kommen. Wie bereits erwähnt gilt es zu bedenken, dass man mit Fausthandschuhen nicht allzu behände agieren kann (Gerätebedienung und Notschirmauslösung). Kalte Hände gehören für mich der Vergangenheit an, eine willkommene Ausrede wenn ich wieder mal verfrüht absaufe, sind sie nach wie vor.