Es föhnt so schön

Ausgeprägte Föhnlage im Nov 2016

(Titelbild von Ueli Neuenschwander – Regenbogen im Föhnfenster über Dübendorf am 18.11.2016)

Die Südstaulage, wie sie sich uns am Freitag 18. November 2016 präsentierte und wir sie, laut Prognosen, die nächsten Tage (Sonntag 20. bis Dienstag 22. November) erleben werden, ist eine sehr ausgeprägte. Da an Fliegen nicht zu denken ist, betrachten wir einige Phänomene, die uns der Föhn hoffentlich beschert. 

Föhnphänomene

Obschon die Windspitzen am Freitag 18. November 2016 unter den prognostizierten Werten blieben (115 km/h Böen auf dem Chasseral) und föhntypische Wolkenformationen durch die aufziehende Kaltfront etwas verwischt wurden, kam es zu bemerkenswerten Erscheinungen. Eine davon, über unserem beliebten Winterfluggebiet Haldi oberhalb Schattdorf, möchten wir hier vor Augen führen.

Was ist zu sehen?

Alle Bilder entstanden am Morgen des 18. Novembers 2016 zwischen 9.20 und 11.20 Uhr. Die Wolke über dem Haldi wächst und wird wieder kleiner, mal mehr, mal weniger. Was augenfällig ist und uns stutzig machen muss: die Wolke ist stationär und wird nicht vom Winde verweht! Es handelt sich um eine Föhnlinse (Föhnfisch/ Lenticularis/ und diverse andere Namen im Volksmund), wie sie in Leewellen oder -rotoren hinter Gebirgszügen entstehen kann – man spricht von einem orographischen ("den Berg betreffenden" etwa) Ursprung. Meist sind solche Wolken anhand ihren geschliffenen Kanten und ihrer markanten Form gut erkennbar. Das muss nicht immer so sein, wie unser Beispiel einer eher diffusen Linsenwolke zeigt. 

Die Erklärung

Leewellen entstehen, wenn Wind einer gewissen Stärke mechanisch abgelenkt wird, wie in unserem Fall durch eine Bergkette. Die Luft (der Wind) schwingt dann hinter diesem Hinderniss wellenförmig weiter. Ist die Strömung in ihrer Stärke konstant, so sind diese Wellen stets gleich gross (lang). Man stelle sich vor, einen Kiesel im Bachgeriesel: das Wasser weicht und umströmt ihn, der Verlauf, die From der Umströmung die das Wasser dabei beschreibt, ist gleichbleibend, da weder der Kiesel die Form, noch die Strömung in ihrer Geschwindigkeit ändert. Auch der Berg bewegt sich nicht, doch zurück zum Wind: erreicht eine solch aufsteigende Leewelle (Luftmasse) den Taupunkt, bildet sich eine Wolke, fällt die Welle (und mit ihr die Luftmasse), löst die Wolke sich wieder auf. Die Linsenwolke wird also in einem fort ständig neu gebildet und aufgelöst, und das stets am selben Ort, solange die Strömung und das Hindernis konstant bleiben. Stationäre Wolken bei viel Wind sind ein sicheres Indiz für starke und turbulente horizontale Luftmassenbewegungen; einzig die Gedanken sollte man dann noch fliegen lassen.

(Bildquelle: Roundshot Weissboden)

Prognose

Glaubt man den Prognosen, war das, was bisher geschah nur ein Windspiel und des Naturspektakels erster Akt. Nach einem Westwind-Intermezzo sinkt die Föhnkurve bald wieder, bis sich am Montag, 21. November 2016 eine Druckdifferenz von 12 hPa einstellen wird und – Mütter nehmt eure Töchter rein, der Föhn kommt! – auf 1500 AMSL Windgeschwindigkeiten von mehr als 80 kn (ca. 145 km/h) erwartet werden! Wir freuen uns auf diesen nächsten Akt.