Testbericht

Alpina 4 - Vitamin C light

"Das ist ja ein Segelflieger" durchfährt es mich, als ich mit dem neuen Alpina 4 von Ozone grosse S-Kurven, nein, gigantische Queranflugswiederholungen fliege. Mit den Bremsen bringe ich ihn im Endanflug dann punktgenau in die Landekreismitte. Ich bin begeistert. Doch der Reihe nach.

Schon länger suche ich einen geeigneten Nachfolgeschirm für meinen alten high-end EN-B Schirm fürs Streckenfliegen. Da ich doch immer häufiger in der Luft bin, liebäugelte ich mit einem Klassenaufstieg - sofern das Sicherheit-Leistungsverhältnis stimmt. Bisher schien mir der marginale Leistungszuwachs der EN-C Klasse den Sicherheitsverlust nicht zu rechtfertigen. Wenn der Alpina 4 wie im Marketing versprochen, die beliebten Vorgänger in seiner Leistung deutlich übertrifft, dann wäre das wohl eine interessante Option. Also schauen wir mal den Prüfbericht der EN Prüfungsstelle an (https://para-test.com/reports/item/download/30050_2c28557a49049e89895bf22aa03328d3). Der Bericht bestätigt das Potential zu relativ hoher passiver Sicherheit. Damit steht einem Test nichts im Weg.
 
Ich wähle einen Alpina 4 MS am oberen Gewichtslimit. Beim Auspacken stelle ich fest, dass Bauart und Materialwahl trotz leichtem Schirm robust scheinen, die Verarbeitung sieht hochqualitativ aus. Wie bei solchen Schirmen üblich sind eine gute Menge Stäbchen verbaut. Die Tragegurte sind robust, die unummantelten Leinen via O-links damit verbunden. Die wenigen Leinen machen deren Sortierung einfach, auch wenn die Leinen natürlich dünn sind und man gut schauen muss. 
 
Eingehängt ins Liegegurtzeug und los gehts. Beim Vorwärtsstart merke ich, dass der Sharknose-Schirm etwas Zeit braucht, bis er sich füllt, was den EN-Testbericht bestätigt. Allerdings besteht er die Feuertaufe, denn ich kriege den Flügel sebst bei starkem Rückenwind in die Luft. Beim Rückwärtsstart mit etwas Wind füllt sich die Kappe schnell. Der Startlauf ist "normal". In der Luft gleitet die Kappe extrem stabil, wie auf Schienen. Ich fühle, was im Schirm läuft, was mir wichtig ist, da ich so besser aktiv fliegen kann. Steuerimpulse werden direkt umgesetzt, das gefällt mir. So kann ich wendig den Hangaufwind suchen oder in die Thermik eindrehen. In der Thermik dreht der Flügel gut. Dabei spürt man etwas Steuerdruck durch den man gleichzeitig ein gutes Feedback über die Kappenbewegungen kriegt. Auch wenn's mal turbulent ist, fliegt der Schirm wie auf Schienen. Dann drücke ich mal auf die Tube. 54km/h und der Schirm ist bockstabil. Die Gleitleistung ist phänomenal, zumindest im Vergleich zu meinem älteren EN-B Schirm. Nun kann ich das ACR (Active control raisers) Tragegurte-Steuersystem testen. Dieses spricht gut an und je nach Art des Zuges kann ich die B/C-Steuerung mit mehr oder weniger B-Anteil gestalten und so fein steuern. Dabei liegt die Hand bequem auf der ACR-Schlaufe. Ohren anlegen funktioniert gewohnt einfach, wobei die Ohren etwas in Bewegung sind und nach dem Ausleiten manchmal noch einen "Aufpump" brauchen. Der Alpina lässt sich zügig in die Steilspirale führen und so lässt sich ebenso zügig Höhe vernichten. Die Ausleitung lässt sich einfach dosieren.
 
Bis jetzt verstehe ich mich sehr gut mit dem Schirm. Also schauen wir mal, was passiert, wenn's nicht mehr ideal ist. Frontklapper gehen zügig wieder auf. Bei Seitenklappern ist die Kappe sehr spurtreu, mit Gewichtsverlagerung bzw. Gegensteuern kann man die Drehung direkt unterbinden. Tipptopp. Also geben wir nochmals Gas und Klappen: Und siehe da, jetzt passiert etwas mehr. Insbesondere als sich mein dicker Winterhandschuh beim beschleunigten Seitenklapper noch kurz in den Leinen verfängt und somit die Öffnung etwas verzögert erfolgt, öffnet sich der Schirm mit einem Öffnungsschlag. Ja, irgendwo muss die Energie des Schirmes ja hin und es ist in dem Kriterium auch ein EN-C Schirm. Zum Schluss will ich den Strömungsabriss noch spüren - er braucht viel Bremse und der Ansatz ist gut fühlbar. Auch das gefällt mir gut. 
 
Nach dem Testfliegen mache ich die Milchbüchleinrechnung. Die Leistung des Alpina 4 scheint sehr gut zu sein. Sein Handling passt mir gut. Die passive Sicherheit ist verhältnismässig hoch und entspricht meinen Vorstellungen. Insbesondere betreffen die EN-C definierenden Kriterien zwei Punkte, die entweder bei gutem Hangabstand auftreten könnten (beschleunigter Klapper, Zeit Wiederöffnung/Vorschiesswinkel) oder ich gar nie mache (B-stall). Summa summarum: Kaufen. Am Abend des Testtages helfen mir meine Kinder beim Schirmdesign und Giagia übernimmt die Bestellung am nächsten Morgen. Und ab sofort bin ich am Tage runterzählen, bis der Schirm geliefert wird. Wie bei allen Schirmen geht das zur Zeit ein Momentchen. Ich freue mich jetzt schon auf die Streckenflugsaison!
 
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