Flieg dich besser - Trainingsplan für mehr Sicherheit

Tag Eins - aktives fliegen und Schirmkontrolle

Wann hast Du das letzte Mal richtig trainiert? Hier setzt unsere neue Serie an: FLIEG DICH BESSER! 

Was in jedem anderen Sport selbstverständlich ist, wird bei uns Gleitschirmfliegern fast immer vergessen. Als Läufer oder Radfahrer setze ich mir Ziele und trainiere, mit einem aufbauenden Trainigsprogramm, auf diese hin. Als Gleitschirmflieger sagt man sich: "ich möchte 100 Kilometer oder mehr fliegen!". Aber ein richtiges Trainingsprogramm geben sich die wenigsten Piloten vor.

Abgestimmt auf die verschiedenen Pilotenbedürfnisse bieten wir dir massgeschneiderte Trainingspläne, um Dich beim Erreichen Deiner Ziele zu unterstützen. Egal ob Du direkt nach der Schulung die ersten 30 Kilometer fliegen möchtest, Deine Sicherheit verbessern oder einen neuen persönlichen Rekord aufstellen willst. Du wirst merken, schon wenige Flugtage mit intensivem Training machen den Unterschied, und Dich zu einem besseren Piloten. Einen verhangenen Abgleittag kannst Du sehr gut für einen Trainingstag verwenden.

Im ersten Teil unserer Serie geht es um Sicherheit. Beziehungsweise um Deine Flugskills. Aktives Fliegen, Schnellabstieg und schnelle Drehungen. Das Training ist auf drei Flugtage verteilt. Such dir ein Fluggebiet, wo Du viel Höhe über dem Landeplatz hast und ohne Stress 4-5 Flüge pro Tag machen kannst. Geeignet hierfür sind, neben vielen anderen: Hoch Ybrig, Brändlen, oder Mürren. 

Gerne kannst Du auch zu uns in die Schule kommen um diese Manöver zu trainieren. So kriegst Du per Funk ein direktes Feedback und lernst noch schneller. 

Oder Du besuchst eines unserer Sicherheitstrainigs, intensiver trainieren geht nicht!

Erstes Traingingsziel: Sicherheit

Grundvoraussetzung für sicheres Fliegen und Spass in der Thermik ist ein aktiver Flugstil. Unsere Definition von aktivem Fliegen ist, dass Dein Schirm in jeder Situation die von dir gewünschte Leistung bringt. Ob in der Thermik oder in der Spirale, Du sollst den Schirm fliegen und nicht umgekehrt.

Um das zu erreichen gibt es einfache Übungen, die schnell erlernbar sind. Die Beschreibung zu den einzelnen Manövern findest Du unten auf dieser Seite. Den Trainigsplan zum ausdrucken kannst Du dir unter diesem Link öffnen: TRAININGSPLAN

1. Nicken

Eines der wichtigsten Manöver um einen aktiven Flugstil zu trainieren. Das Nicken fördert Dein Gefühl für die Position des Schirmes relativ zu Deinem Körper. Ebenfalls lernst Du Deinen Schirm schnell und angepasst am Vorschiessen zu hindern.

EINLEITUNG: Schirm anbremsen, warten bis er nach hinten nickt und der Pilot nach vorne pendelt. Wenn der Schirm am hintersten Punkt angekommen ist, Bremsen zügig lösen. Dann beschleunigt der Schirm, schiesst nach vorne und überholt den Piloten. Der Pilot pendelt wieder unter den Schirm und weiter nach vorne. Dieses nach vorne schwingen wird wieder mit der Bremse unterstützt. Dann weiter wie oben, das kann beliebig lange wiederholt werden. Am Anfang achte nicht auf extremes Nicken, sondern darauf mit möglichst wenig Bremseinsatz und gutem Timing ein schönes Ergebnis hinzukriegen.

AUSLEITUNG: Sobald Dich der Schirm nach dem Lösen der Bremsen überholt hat und nach vorne nickt, durch kurzes, entschlossenes Anbremsen stoppen. Sobald der Schirm gestoppt hat, Bremse wieder lösen.

NUTZEN : Du entwickelst ein Gefühl für die Position der Kappe, relativ zu Deiner. Auch das Gefühl für Beschleunigungen und Geschwindigkeit wird trainiert. Du lernst Entlaster und kommende Klapper vorherzusehen und verhinderst diese. Es fördert die Fähigkeit den Schirm am Vorschiessen zu hindern; Du lernst entschlossen und trotzdem angepasst einzugreifen und somit wirst Du in turbulenter Luft weniger Klapper haben.

GEFAHREN : Du bremst den Schirm zu stark an und die Strömung reisst ab. Oder bei extremen Nickbewegungen kann der Schirm so weit vorschiessen, dass er frontal oder asymetrisch einklappt. Mach' alles vorsichtig und taste Dich langsam an dieses Manöver ran. Weniger ist hier mehr!

2. Rollen nur mit Gewichtsverlagerung

Eine Aufgabe für das richtige Gewichtsverlagern und die Schirmbewegung um alle drei Achsen. 

AUSFÜHRUNG: In der nächsten Übung versuchst Du nur mit dem Körpergewicht (ohne Bremseinsatz) den Schirm aufzuschaukeln. Lehne Dich dabei so stark auf eine Seite, dass sich Deine Karabiner in der Vertikalen möglichst weit verschieben. Lass' den Schirm so hoch aufpendeln wie möglich. Verlagere Dein Gewicht immer am obersten Punkt auf die Gegenseite, um einen möglichst grossen Effekt zu erzielen.

NUTZEN: Mit dieser Übung lernst Du das Timing für die Gewichtsverlagerung kennen und realisierst, wie stark Du auch ohne Bremsimpulse aufschaukeln kannst. Die richtige Gewichtsverlagerung ist das A und O für spätere Wingover.

3. Doppelkreis auf Achse, aktiv geflogen

Ein, auf den ersten Blick, einfaches Manöver mit viel Potenzial. Richtiges Einleiten, Stabilisieren der Geschwindigkeit und aktives Ausleiten machen die Flugfigur zu einem komplexen Zusammenspiel von exakten Bremsimpulsen und Gewichtsverlagerung. 

Du lernst präzise zu fliegen und Drehbewegungen aktiv und präzise zu stoppen. Moderne Schirme stellen sich in der Regel nach loslassen der Bremsen von selbst wieder auf und gehen in den Normalflug über. Nichtsdestotrotz solltest Du jederzeit in der Lage sein, eine schnelle Drehbewegung, wie z.B. nach einem asymmetrischen Klapper oder einer Spirale, schnell und effizient auszuleiten.

EINLEITUNG: Schau' zuerst um und unter Dich ob der Luftraum frei ist. Leg' Dein Gewicht leicht nach rechts und ziehe entschlossen an der rechten Bremsleine, so dass der Flügel bereits in der ersten viertel bis halben Drehung eine deutliche Querlage einnimmt, der Schirm die gewünschte Fahrt aufnimmt. Stabilisiere die Geschwindigkeit und halte diese einige Umdrehungen. 

AUSLEITUNG: Verlangsame die Drehbewegung durch sanftes Ziehen der Kurvenaussenseite. Sobald die Geschwindigkeit abnimmt, löst Du gleichzeitig die Aussen- wie auch Innenbremse. Sobald sich der Schirm aufstellen möchte, ziehst Du mit der Innenbremse (plus Deinem Körpergewicht) nochmals ca. ¼ - ½ Drehung nach, um die Kurve in einem Fluss auszuleiten.

NUTZEN: Präziser Flugstil, aktive Ausleitung schneller Drehbewegungen und Training der Orientierungsfähigkeit in Drehungen. 

4. 180°-Kurven auf Achse

Eine weitere Figur um Koordination, Bremsimpulse und Orientierungsfähigkeit zu trainieren.

EINLEITUNG: Beginn mit einer 90° Kurve nach rechts. Anschliessend machst Du 180°-Kurven nach links und dann 180° nach rechts. Achte darauf, dass Du immer schön 180° drehst und genau auf der Achse bleibst. Nutze für das Drehen des Schirms die Bremsen. Setze diese aber nur dezent ein und versuche den Schirm flach zu drehen und nur wenig Energie aufzubauen. Lass den Schirm nach jeder Kurve kurz auf der Achse geradeaus fliegen, ehe Du die nächste Kurve einleitest. Das Ziel der Übung ist es, das Gespür für die Achse zu entwickeln und zu üben den Schirm mit der Bremse genau 180° zu drehen.

AUSLEITUNG: Nach den ersten zwei link/rechts Kombinationen bringst Du den Schirm wieder über eine 90° Kurve nach links in die ursprüngliche Flugrichtung.

Nutzen: Du lernst exakt zu fliegen und Dich im Raum zu orientieren. Wenn Du das kannst, ist das Abachtern im Queranflug ein Kinderspiel für Dich.

5. Wingover - fühle die drei Achsen

Der Wing-Over gilt allgemein als erstes Akromanöver. Doch bis Du das Wingovern richtig beherrschst, braucht es viel Training und Geduld.

AUSFÜHRUNG: Beim Wingover fliegst Du nach einer einleitenden Kurve jeweils abwechselnd Kurven nach links und rechts. Das richtige Timing von Bremseinsatz und Gewichtsverlagerung ist elementar für schöne, runde Wing-Over. 

Beim Wingovern verbindest Du die beiden Übungen Rollen mit Gewichtsverlagerung und schneller Kurvenwechsel. Beginne mit dem Gewichstverlagern und Aufschaukeln des Schirms. Sobald Du den Rhythmus hast, nimmst Du allmählich die Bremsen dazu und drehst den Schirm Schritt für Schritt höher. Wichtig ist, dass Du am obersten Punkt das Gewicht verlagerst und kurz vor dem untersten Punkt mit der Bremse einen moderaten Impuls gibst. Während dem nach oben Pendelen ziehst Du die Bremse ein wenig weiter, so dass Dein Schirm schön rund dreht. Ab einer gewissen Höhe wirst Du merken, dass der Aussenflügel entlastet wird und einklappen kann. Das bedingt, dass Du den Aussenflügel mit einem gefühlvollen Bremsdruck stützen musst.

Am Anfang Deiner Wingover-Karriere geht es lediglich darum den Rhythmus zu finden. Erst zu einem späteren Zeitpunkt sollst Du höher über den Schirm fliegen. Auch hier gilt: Wenig und schön ist mehr als hoch und unkontrolliert.

Wenn Dir beim Üben eine Seite einklappt ist das ein Zeichen dafür, dass Du den Bremseinsatz zu stark und zu spät machst. Setze die Bremse dezenter ein und stelle sicher, dass du immer vor dem untersten Punkt ziehst. 

Achtung: Beim Wingovern verlierst Du viel Höhe und kannst nach einem Klapper schnell in eine Spirale fallen. Übe das Wingovern also nur in Fluggebieten mit viel Höhe und beende das Manöver mit mindestens 250 Meter über Boden.  

Hier geht es zum nächsten Trainingstag.